Bevölkerungsvorausberechnung Rheinland-Pfalz
Bevölkerungsrückgang später und schwächer als erwartet

Trotz höherer Geburtenrate und deutlichen Wanderungsüberschüssen wird Rheinland-Pfalz auf mittlere Sicht weniger Einwohner haben. Das zeigt die fünfte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes, die Präsident Marcel Hürter gemeinsam mit Innenstaatssekretär Randolf Stich am 5. Februar 2019 in Mainz vorstellte.

Statistisches LandesamtNach der Vorausberechnung wird die Einwohnerzahl des Landes mittelfristig bis 2040 unter vier Millionen fallen. Im Vergleich zu 2017 bedeutet dies einen Bevölkerungsrückgang um knapp 106.000 Personen (minus 2,6 Prozent). „Der Rückgang entspricht in etwa der heutigen Bevölkerungszahl des Landkreises Kaiserslautern oder der Stadt Trier“, wie Hürter erläuterte.

Die Vorausberechnung zeigt auch die langfristigen Entwicklungen bis zum Jahr 2070 auf: In der mittleren Berechnungsvariante wird mit einer Bevölkerungsabnahme um 494.000 Personen auf dann 3,58 Millionen Rheinland-Pfälzer gerechnet (minus 12 Prozent). Dann hätte das Land so wenige Einwohner wie zuletzt 1965.

Der leichte Anstieg der Geburtenrate sowie die höheren Wanderungsgewinne mildern die demografische Alterung zwar etwas ab, können sie aber keineswegs aufhalten. So wird die Zahl der unter 20-Jährigen mittelfristig um acht Prozent fallen. Auch wird die erwerbsfähige Bevölkerung (Personen im Alter von 20 bis 65 Jahren) mit 15 Prozent stark schrumpfen, was sich vor allem am Arbeitsmarkt deutlich bemerkbar machen dürfte. Dagegen wird die Zahl der 65-Jährigen und Älteren stark anwachsen. Bis 2040 wird mit einem Plus von 313.000 Senioren gerechnet (plus 36 Prozent). Dies dürfte unter anderem den Bedarf an ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen steigen lassen.

Städte und Landkreise entwickeln sich unterschiedlich

Regional wird der demografische Wandel in Rheinland-Pfalz sehr unterschiedlich verlaufen. Die kreisfreien Städte müssen mittelfristig nur mit einer leichten Bevölkerungsabnahme, die Landkreise hingegen mit einem stärkeren Rückgang rechnen. Während fünf Landkreise und fünf kreisfreie Städte bis 2040 noch von einem Einwohnerzuwachs ausgehen können, müssen sich die übrigen sieben kreisfreien Städte und 19 Landkreise auf einen Bevölkerungsverlust einstellen.

Unter den kreisfreien Städten werden Ludwigshafen (plus 4,6 Prozent) und Worms (plus 1,7 Prozent) am stärksten wachsen. Bei den Landkreisen dürften der Rhein-Pfalz-Kreis und der Kreis Mainz-Bingen die größten Zuwächse verzeichnen (jeweils plus 2,9 Prozent). Einen Bevölkerungsrückgang von zehn Prozent und mehr müssen hingegen die kreisfreie Stadt Pirmasens (minus 12 Prozent) sowie die Landkreise Birkenfeld (minus 12 Prozent), Kusel (minus 11 Prozent) und Südwestpfalz (minus 10 Prozent) hinnehmen – sofern die Annahmen der Vorausberechnung eintreffen. Langfristig werden in allen kreisfreien Städten und Landkreisen weniger Menschen als heute leben.

Sondereffekte

Im Vergleich zu den Ergebnissen der vorigen Vorausberechnung (Basisjahr 2013) zeigt sich, dass der erwartete Bevölkerungsrückgang zu einem etwas späteren Zeitpunkt einsetzt und mittelfristig etwas moderater ausfällt. Dafür wird eine Reihe von Sondereffekten verantwortlich gemacht. So lösten beispielsweise die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die Länder, die seit 2004 Mitglied der Europäischen Union wurden, und der Bürgerkrieg in Syrien starke Wanderungsströme nach Deutschland und nach Rheinland-Pfalz aus. Bei der Setzung der Annahmen für die neue Bevölkerungsvorausberechnung wurden diese Effekte berücksichtigt.

„Die Ergebnisse der neuen Vorausberechnung werden Grundlage für weitere Untersuchungen zu den Folgen des demografischen Wandels sein“, kündigte Hürter an. Neben der Bevölkerungsvorausberechnung für die Ebene der verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden sind weitere Analysen zu den Auswirkungen der künftigen Bevölkerungsentwicklung auf mehrere Lebensbereiche der Menschen in Rheinland-Pfalz geplant. Die Ergebnisse wird das Statistische Landesamt in der Reihe „Statistische Analysen“, in den „Statistischen Monatsheften“ sowie im Internet veröffentlichen.

Weitere Informationen stehen auf der Webseite des Statistischen Landesamtes im Bereich Gesellschaft/Staat unter „Demografischer Wandel“ bereit. Darüber stehen detaillierte Berechnungen für alle Kreise und kreisfreien Städte zur Verfügung. Die Ergebnisse der Vorausberechnung werden ferner in einer animierten Bevölkerungspyramide dargestellt. Karten und sortierbare Tabellen runden das Angebot ab.

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