Ein neuer Standard für die digitale Heimtechnik: Connected-Home-over-IP (CHIP) lautet der Projektname, der der Vielzahl von Insel- und Einzellösungen, die auf dem Smart-Home-Markt zu einem Flickenteppich gesorgt haben, ein Ende bereiten soll. Ein einheitlicher Kommunikationsstandard für Smart-Home-Geräte, offen für alle und lizenzfrei gestaltet, soll einer starken Fragmentierung der Produkte entgegenwirken. Das klingt so verheißungsvoll, dass nun auch die Großen Namen wie Apple, Google und Amazon diesen Standard mitentwickeln wollen. Der Smart-Home-Markt steht vor einer Neuordnung.
Die Vernetzung der Immobilie schreitet unermüdlich voran, doch noch immer scheuen sich viele Hausbesitzer und Immobilienverwalter auf eine konkrete Technologie zu setzen. Denn während bei den anderen Fragen der Digitalisierung der Immobilienbranche, wie eine Mieter-App oder der Ermöglichung virtueller Besichtigungen, es lediglich um zusätzliche Services und Angebote geht, steht beim Thema Smart Home die „Hardware“ der Immobilie im Vordergrund. Ob Heizungssteuerung, vernetzte Lichttechnik, Smart-Door-Systeme oder Kamerasteuerung: Stets muss zuvor geprüft werden, ob die gewünschte Lösung mit den im Haus vorhandenen Geräten kompatibel ist, den technischen Standards entspricht, ob das Gerät eine eigene Fernbedienung oder mit den gängigen Smartphones steuerbar ist und wenn ja, ob dafür eine eigene App installiert werden muss und wie komfortabel diese ist. Dabei ist es schon schwierig genug bei der großen Auswahl abzuschätzen, ob die gewünschte Lösung kompatibel zu den anderen smarten Geräten im Haus oder ganz grundsätzlich zukunftssicher ist. Wer all diese Fragen versucht abzuwägen, wird merken, dass die Auswahl der Geräte in Folge stark einschränkt ist und man sich eventuell sogar gegen die Installation von Smart Home-Lösungen entscheidet.
Ein Standard für Alles
Nun haben sich die US-Riesen Apple, Google und Amazon in einer ungewöhnlichen Allianz diesem Thema gewidmet und sich einem Projekt der Zigbee Allianace, zu der bereits Unternehmen wie IKEA, Samsung, SmartThings oder Signify und Somfy gehören, angeschlossen. Ziel ist es, mit dem neuen Standard Connected-Home-over-IP einen offenen und herstellerübergreifenden Verbindungsstandard ins Leben zu rufen, der allen Kompatibilitätsproblemen der Smart-Home-Geräte im Haus ein Ende bereiten soll und von nun an auch mit den Smart-Home und Sprachdiensten Alexa von Amazon, Siri von Apple und Googles Assistant, ohne aufwändigen Installationsprozess, kommunizieren kann. Die entscheidende Besonderheit dabei: die Auslegung als offener und lizenzfreier Standard (Open-Source) soll einerseits weitere Hersteller ermutigen, selbst Geräte und Lösungen für das intelligente Haus zu entwickeln und andererseits die höchsten Sicherheitsstandards ermöglichen.
Nicht mehr für jedes Gerät ein eigenes ‚Steckdosenformat‘
Diese Standardisierung zwingt dabei die Hersteller ausdrücklich nicht in eine einheitliche Nutzeroberfläche. Es geht ausschließlich um eine herstellerübergreifende Kompatibilität in der Kommunikation der Smart-Home-Geräte. Die offene Gestaltung des Protokolls soll zudem dabei helfen, dass jeder Hersteller, der Heimgeräte und -Lösungen anbieten möchte, auf dieser Basis eigene Produkte zu entwickeln, die von Beginn an mit allen anderen im Haus vorhandenen Technologien kompatibel sind und sich nahtlos einfügen. Das inkludiert auch traditionelle Hauselektrik-Hersteller wie den Bastler und IT-affinen Heimwerker, der sich seine eigene Gerätewahl zusammenstellen möchte. Damit schafft jeder Hersteller der auf diesen Standard setzt Vertrauen in die langfristige Nutzbarkeit seiner Smart-Home-Installationen. Das sorgt dafür, dass die Erwartungen an die Allianz beträchtlich sind, denn von CHIP wird für den Smart-Home-Markt eine ähnliche Signalwirkung erwartet wie durch die Erfindung des Webseiten-Standards HTML zu den jüngeren Zeiten des Internets, der erst das Surfen wie wir es heute kennen ermöglicht hat.
Erste Spezifikationen noch in 2020
Wenn die Heizungs-, Licht- oder Überwachungskamerasteuerung endlich aus einem Endgerät des Mieters oder Vermieters erfolgen kann und nur noch die Hardwareinstallation im Haus, nicht mehr jedoch das dazugehörige Softwarekonzept des jeweiligen Herstellers entscheidend ist, wird der Einstieg in die Welt der Smart-Homes besonders für neueinsteigende Vermieter und Immobilienbesitzer übersichtlicher und die Wahl der zukunftssichersten Technologie einfacher. Der offene Standard soll bereits Ende 2020 verfügbar sein. Aktuell betrifft die Allianz über 700 Hersteller, die zusammen über 100 Millionen verschiedene Smart-Home-Geräte vertreiben.