Netzwerktag Wohnen 2019 Auftakt zur 4. Demografiewoche Rheinland-Pfalz
Mit einem Markt der Möglichkeiten zum Netzwerken eröffnete Sozial- und Demografieministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler am 4. November 2019 die Auftaktveranstaltung zur mittlerweile vierten Demografiewoche Rheinland-Pfalz. Zahlreich waren Vertreter der vielfältigen Initiativen im Land, der Wohnungswirtschaft und der Träger der Wohlfahrtspflege, der Architekten, der Verbraucherzentrale und andere in den Erbacher Hof nach Mainz gekommen.
Für Bätzing-Lichtenthäler ist der demografische Wandel der Megatrend im Land, den die Landesregierung wie auch die Bürger gestalten wollen. Dafür steht die bereits 2014 auf den Weg gebrachte Demografiestrategie des Landes, die sich aktualisiert den Schwerpunkt „Gut leben im ländlichen Raum, im Alter und in Stadt und Land“ gesetzt hat. Die Demografiewoche im Jahr 2019 stellt diesmal das Wohnen in den Fokus. Das Demografiekabinett des Landes wird von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet, wovon die Ministerin zwei Mitglieder als Referenten begrüßen konnte.
Gemeinschaftliches Wohnen wächst
Professorin Dr. Anette Spellerberg von der Universität Kaiserslautern berichtete unter Bezug auf ihre Forschungsarbeiten im Land über das gemeinschaftliche Wohnen. Mit Stand von 2015 gab es 32 planende Initiativen und 32 realisierte Wohnprojekte. Seitdem hat sich so einiges mehr bewegt. Ministerin Bätzing-Lichtenthäler sprach von mittlerweile 160 innovativen Wohn- und Quartiersprojekten im Land, wobei diese über das gemeinschaftliche Wohnen auf Initiative einzelner Bürger weit hinausgehen. Als auffällige Merkmale der Wohnprojekte stellte Spellerberg die soziostrukturell hohe Bildung heraus, die zweite Lebenshälfte als die Zeit des initiativ-Werdens sowie Frauen als die initiativ werdende Gruppe. Ein weiterer Befund lautete, dass Menschen sich untereinander verbindlicher helfen, gerade auch Menschen mit Beeinträchtigungen, wenn sie in organisierten Nachbarschaften wie eben in ausgewählten Gemeinschaften leben.
Professor Dr. Steffen Krönert von der Hochschule Koblenz verdeutlichte unter anderem, dass die Älteren der Zukunft, die heutigen Baby-Boomer, vielfältiger, heterogener auch hinsichtlich des Wohnens sein werden, wie die heutigen Älteren. Die Akzeptanz einer digitalisierten Unterstützung im Alter dürfte zum Beispiel dann kein Hemmnis mehr darstellen.
Projekte in Stadt und Land
Nach der wissenschaftlichen Einführung gab es anschauliche Beispiele aus der Praxis. Es stellten sich vor: die Wohnerei Kusel, eine ländlich angesiedeltes, genossenschaftlich und gemeinschaftlich organisiertes Mehrgenerationenprojekt; die WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft e.Gen. aus Wien und die Genossenschaft am Pulvermaar aus Gillenfeld. Von Seiten der Wohnungswirtschaft präsentierte die Wohnbau Mainz GmbH ihre Wohnprojekte in Anlehnung an das Bielefelder Modell, die unter dem Motto „Zuhause in Mainz – miteinander sorgenfrei leben“ stehen.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion, an der neben der Sozialministerin auch Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen teilnahm sowie die beiden Wissenschaftler Spellerberg und Kröhnert, machte Ahnen unter Bezug auf die Praxisbeispiele sehr deutlich, welche Projektart in der Stadt und welche im ländlichen Raum eher anzutreffen sei. Ahnen wie Bätzing-Lichtenthäler dankten den Wohnungsunternehmen für ihre besonderen Aktivitäten in den Städten; im ländlichen Raum würden zur Unterstützung solcher Wohnformen die Gemeinderäte benötigt. Auch sollten Baugemeinschaften wie die Neugründung von Genossenschaften, durchaus auch solche unter dem Dach einer Bestandsgenossenschaft zum Tragen kommen. Beide Ministerien boten dazu eine Reihe von Fördermöglichkeiten an, die Beratung sowie investive Maßnahmen umfassen.