Zukunftstag Wohnungswirtschaft
Trends, Innovationen, Herausforderungen und Chancen


Vor drei Jahren wurde mit dem „Innovationstag Wohnungswirtschaft südwest“ die Bildungspartnerschaft zwischen dem VdW südwest und dem EBZ eingeläutet: Seitdem hat sich viel getan! Megatrends wie die digitale Transformation, Fachkräftemangel, Klimawandel oder Wohnraumknappheit wirken mehr denn je auf Wohnungsunternehmen ein. Innovative Praxislösungen sind gefragt, um auf Erfolgskurs zu bleiben: Die Wiederauflage des Zukunftstags Wohnungswirtschaft ist somit die logische Konsequenz.

Zukunftstag EBZDer „Zukunftstag Wohnungswirtschaft“ wurde vom VdW südwest und dem EBZ gemeinschaftlich am 7. Mai 2019 in Frankfurt am Main ausgerichtet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Stephan Gerwing, Justiziar des VdW südwest, und von Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie. Über 65 Teilnehmer aus dem Verbandsgebiet, aber auch darüber hinaus nahmen an der Veranstaltung teil. Neben zukunftsweisenden Best-Practice Beispielen zum seriellen Bauen, Quartiersentwicklung und E-Mobilität wurden die aktuellsten Forschungsergebnisse sowie Trends zum Wohnen und Arbeiten 4.0 vorgestellt. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Keynote zum Thema Zukunft 4.0 und der Frage, inwieweit Start-ups und Wohnungsunternehmen voneinander lernen und zusammenarbeiten können.

Zukunft 4.0.

Diese Frage wurde im Plenum heiß diskutiert, da das Thema Schnittstellen, aber auch das riesige Angebot an Start-ups derzeit die Zusammenarbeit zwischen Wohnungsunternehmen und Start-ups erschwert. Carsten Petzold, Keynote Speaker und Geschäftsführer von Doozer – einem Start-up für digitale Handwerkerkopplung – appelliert hierzu eindeutig, dass Start-ups den aktiven Austausch suchen und gerne gemeinsam mit Wohnungsunternehmen Konzepte und Geschäftsmodelle entwickeln möchten. Folglich sieht er, wie viele Zukunftsforscher auch, Kooperation und Kollaboration als Grundpfeiler der Zukunft 4.0.

Wohnen in der Zukunft

Die Erkenntnisse der GdW Wohntrend-Studie wurden von Michael Neitzel, Geschäftsführer des InWIS Instituts, vorgestellt. Fazit des Vortrags: Die Kundenanforderungen der Mieter steigen: So seien für 63 Prozent der Mieter moderne Wohnausstattungen und für 55 Prozent hohe energetische Standards mittlerweile selbstverständlich. Neue Wohnformen wie Wohngemeinschaften, ökologisches Wohnen, Frauenwohnen oder Mikrowohnen werden außerdem immer mehr nachgefragt. Interessant ist, dass laut Studie von den über 3.000 Befragten bei der Fragekategorie „Zusammenleben im Quartier“ kritisiert wird, dass Wohnungsunternehmen den Zusammenhalt im Quartier nicht ausreichend unterstützen. Auf der anderen Seite haben aber über 70 Prozent kein Interesse an Bewohnertreffs, Mitfahrzentralen oder Car-Sharing. Smarte Konzepte zur Quartiersentwicklung, um den Zusammenhalt im Quartier zu stärken, werden also in Zukunft gefragt sein.

(Lebenslanges) Wohnen im Quartier

„Miteinander sorgenfrei leben im Quartier“ – so lautet der Slogan von der Wohnbau Mainz GmbH, die in den Stadtteilen Hartenberg, Ebersheim und Mombach drei Wohnprojekte umgesetzt hat, die lebenslanges Wohnen im Quartier für alle Altersgruppen ermöglicht. Besondere Maßnahmen bei den Wohnprojekten sind: Multifunktionale Nachbarschaftscafés, die durch Mieter ehrenamtlich bewirtschaftet werden, 24/7 Servicebüros, Pflegewohnungen zur Belegung durch Kooperationspartner für junge oder ältere Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf. Alle Wohnungen sind barrierearm und infrastrukturell gut gelegen. Der Erfolg der Wohnprojekte und der Nachbarschaften ist auf die hohe Identifikation mit dem Quartier und Belegungsstruktur zurückzuführen: Laut Ines Thiele, Abteilungsleiterin Sozialplanung der Wohnbau Mainz GmbH, sei die Bewerberauswahl das „A und O“, denn das ehrenamtliche Engagement, sich verbindlich einzubringen, sei entscheidend für den Erfolg der Wohnprojekte.

Mobilitätskonzepte für autoarme Quartiere

Die Bevölkerungszahlen in Darmstadt boomen – Wohnraumknappheit ist hier ein großes Problem. Um neuen Wohnraum zu erschließen hat Bernd Bärfacker, Prokurist & Leiter Bau und Instandhaltung von der bauverein AG Darmstadt, die Planung und Umsetzung des Lincoln Quartiers vorgestellt. Bis dato wohnen circa 500 Mieter in dem Quartier und ab diesem Jahr soll neuer Wohnraum für über 1.500 Bewohner hinzukommen. Das Besondere bei diesem Projekt ist vor allem das Mobilitätskonzept, um das neue Quartier an die Infrastruktur anzuschließen: Hierzu gehört die Koordination multimodaler Mobilitätsangebote und Dienstleistungen inklusive flächendeckendem (E-)CarPooling, Mobilitätsberatung und Stellplatzorganisation. All diese Lösungen sind zentral im Quartier in der Mobilitätszentrale verortet. Ziel ist es, dass die umfangreichen Maßnahmen sich zu einem ganzheitlichen Mobilitäts- und Stellplatzkonzept für ein autoarmes Modellquartier addieren.

Serielles und modulares Bauen

Bei der Erschließung von neuem Wohnraum durch Nachverdichtung entschied sich Ditmar Joest, Geschäftsführer der kwb Rheingau Taunus und Vorsitzender des Fachausschusses für Planung und Technik des VdW südwest, als erstes Mitgliedsunternehmen nach der neuen Rahmenvereinbarung des GdW seriell zu bauen. Beauftragt wurde dafür die Firma Lechner. Joest hat vor allem die verkürzte Bauzeit überzeugt. Allerdings betont er bei seinem Vortrag, dass jedes Bauvorhaben – auch beim seriellen Bauen – einzigartig sei und individuell geplant und somit auch verhandelt werden müsse. Denn das Referenzgebäude der Rahmenvereinbarung, sei für die wenigsten eins zu eins umsetzbar.

Wohnungsunternehmen in der digitalen Transformation

Alle Megatrends haben nicht nur Auswirkungen auf die Art und Weise zu wohnen, sondern auch darauf wie sich das Arbeiten verändert und wie sich Wohnungsunternehmen daran anpassen müssen, um als attraktiver Arbeitgeber die besten Fachkräfte für sich zu gewinnen und zu halten. Sascha Armutat, Professor für Personalmanagement und Organisation an der Fachhochschule Bielefeld, stellte zum Thema New Work die wichtigsten Trends, Erfolgsfaktoren und anschauliche Praxisbeispiele vor. Für Erstaunen hat das Beispiel einer Bielefelder Agentur gesorgt, die die Arbeitszeiten der Mitarbeiter auf 25 Stunden reduziert hat – bei gleichbleibender Bezahlung. Das Ergebnis: Höhere Mitarbeiterzufriedenheit bei gleichbleibender Produktivität. Ein Modell für die Wohnungswirtschaft?! Es bleibt in jedem Fall spannend, was die Zukunft bringt und vielleicht wird die Frage beim nächsten Zukunftstag schon beantwortet werden können.
Aufgrund der hohen Nachfrage findet der nächste Zukunftstag Wohnungswirtschaft bereits im Mai 2020 statt. Wenn Sie ein Praxisbeispiel beisteuern oder Themenvorschläge platzieren möchten, freuen wir uns über eine Rückmeldung.

Foto: Auditorium des Zukunftstags Wohnungswirtschaft am 7. Mai 2019 im Flemings Hotel Riverside in Frankfurt am Main

Bohn, AndreaIhre Ansprechpartnerin
Andrea Bohn

Bildungsreferentin, EBZ Akademie
Telefon: 0234 9447 510